Bearbeiten von Gußrohlingen

  • Hallo und einen schönen Sonntag,

    ich hab zwar schon einiges rumgesucht, aber jetzt mal eine Frage an die Experten an der Drehmaschine. Wie geht Ihr vor, wenn Ihr einen Gußrohling von einem Lokrad bearbeiten wollt. Macht Ihr Euch da Spannhilfen oder Aufnahmen. Wäre nett wenn mir da jemand etwas weiter helfen könnte.

    Grüße

    Andi

    -->hauptsache genügend Kohle - auch wenn sie aus der Steckdose kommt.<--

  • Hallo Andi

    Kommt darauf an ob Du eine Profi- Drehmaschine mit anständigem Werkzeug-Schnellwechsel-System hast oder nur eine einfache Hobby-Schurbel..

    Profis drehen das folgendermassen:

    Den Gussrohling hinten am grossen Durchmesser einspannen, am besten mit Greiferbacken. Rohteil so spannen, dass die gesamte Kontur auf ganzer Endlänge bearbeitet werden kann, oder zumindest die für den Rundlauf wichtigen Partien (Lauffläche und Bohrung). Mit 1mm Durchmesserzugabe bohren (kurzen HSS Bohrer verwenden oder zuerst Zentrierbohrung machen) Aussendurchmesser Schruppen mit Zugabe von etwa 0,4-0,6 Zugabe. Innendurchmesser vordrehen mit etwa 0,3-0,4mm Zugabe. Aussenkontur fertig schlichten. Innekontur fertig schlichten. (Rundlauf aussen zu Innen ist so perfekt) Teil ausspannen und nächstes Teil fertigen. Wenn alle Teile auf der ersten Seite fertig sind, Teile vorne am Laufflächendurchmesser in weichen, ausgedrehten Backen knapp spannen oder extra Backen mit Laufflächenschräge anfertigen zum spannen. Zweite Seite Schruppen. Fertig schlichten.

    Wenn Du die Möglichkeit des spannens mit Greiferbacken hast, kannst Du die einzelnen Schritte (Bohren, Schruppen, Schlichten) auch jeweils zuerst für sich abspulen. Dann kannst Du das auch gut ohne Werkzeug-Schnellwechsel-System machen. Du musst die Spannposition aber mit Filzstift markieren und alle Teile wieder in den gleichen Kerben spannen. So ist jedes Teil wieder im 1/100 mm gespannt.

    Auf der Hobbyschurbell würde ich mir überlegen selber Greiferbacken her zu stellen, das lohnt sich auf jeden Fall. Die übliche Ausrüstung nur mit Dreibackenfutter und harten Standard-Backen ist meiner Meinung nach total unkomfortabel und verschwendet nur Zeit. Von der notwendigen fehlenden Präzision ganz zu schweigen.

    Gutes gelingen!

    Dani

    Feldbahnmässiger Regelspurbetrieb mit elektrischen Dieseldampflokomotiven

  • Hallo Andi,

    ich habe eine "Hobbyschurbel" aus China, und trotzdem geht es auch mit dieser Maschine.

    Meine Anleitung geht so:

    Rad drehen auf der Drehmaschine

    Radrohling z.B. Atelier MB 840591

    • Innenseite Nabe und Felge reichlich 2mm hinterdrehen (es ergibt sich an der Hinterdrehung eine Dicke des Radrohlings von 13mm, an der Felge und an der Nabe ist die Dicke weiterhin 21mm)
    • Drehfutterbackenwechsel (Innenbacken) und Umspannen des Rades (Außenseite nach außen)
    • Außen Felge, Zapfenaufnahme und Nabe plan drehen (Fertigmaß 15mm)
    • Mittelbohrung zentrieren
    • Ausspannen, Bohrung für Treibzapfen ankörnen (Abstand 27mm),wieder einspannen
    • Wieder einspannen und mit mitlaufender Spitze sichern
    • Kontur drehen
      • Zuerst Spurkranzdicke 2,8mm und Spurkranzdurchmesser 133,3mm herstellen
      • Dann Spurkranz runden
      • Lauffläche auf 123,9mm drehen
      • Im Winkel von 2,5 Grad nach außen die Lauffläche verjüngen auf 122,7mm
    • Mittelbohrung aufbohren auf 14,5mm,
    • Umspannen und Einstich Durchmesse 17mm, 2mm tief drehen
    • Mittelbohrung reiben auf 15,00mm

    Die Maße sind für mein Krokodil passend. Andere Maschinen brauchen andere Maße.

    Joachim

  • Hallo Dani,

    ich bin von der Maschine nur für's Hobby ausgerüstet. Warum nimmt man Greiferbacken und nicht einfach die Außenbacken? Was ist da der Vorteil? Sorry wenn ich so blöd frag, aber ich bin Elektriker, kein Dreher.

    Gruß

    Andi

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    -->hauptsache genügend Kohle - auch wenn sie aus der Steckdose kommt.<--

  • Andi es gibt hier im Forum keine blöden Fragen..

    Die Greiferbacken hinterlassen sichtbare, tiefe Abdrücke mit Hilfe derer Du Dein Teil wiederholgenau aus- und wiedereinspannen kannst. Ausserdem kann das Rohteil auch auf wenig Spannlänge sicher gespannt werden. Deine Rohlinge sind, wie es aussieht, auf Deine weise wohl nicht auf der ganzen Länge bearbeitbar? Den Rohling weiter Vorspannen würde ich nicht empfehlen, sonst reisst es Dir den aus dem Futter. Es geht sicher aber auch so wie abgebildet, hast halt einfach etwas mehr Aufwand.. Wie spannst Du die Drehmeissel auf Deiner Maschine?

    Dani

    Feldbahnmässiger Regelspurbetrieb mit elektrischen Dieseldampflokomotiven

  • Moin!
    Ich hab meine Gußräder für meine V20 wie Andi mit den Außenbacken eingespannt. Dann die Achsbohrung und Ausschnitt für die endgültige Spannbuchse/Tapperbuches gedreht. In die Spannbuchse hab ich eine (Drehhifs-) Welle eingespannt, mit der das Rad zur weiteren Bearbeitungen beidseitig in eine Spannzange statt Drehfutter eingespannt werden konnte.
    Abschließend wurden die Spannbuchsen gelöst und die (Drehhilfs-) Wellen entfernt und die Räder mit den Spannbuchsen auf die Achsen montiert.
    Gruß Gerd

    V20, pr. AT1, würt. Kittel DTW, (Ur-) galloping Goose

  • Hallo Andi,

    die Frage zuerst, wie genau sind die Gußrohlinge. Ich spanne zuerst auf der Laufflächenstufe, also genau um 180° gedreht zu deiner Spannung. Rad genau zentrisch aufspannen mit so wenig wie möglich Seitenschlag. Dazu kann es erforderlich sein das Rad mehrmals zu spannen bzw. unter einen Backen eine Unterlage einzulegen. Rückseite schruppen / feindrehen und hinter den Speichen hinterdrehen, sowohl zur Radnabe als auch Lauffläche. Rad ausspannen. weitere Räder auf gleiche Maße bearbeiten. (Ich markiere einen Spannbacken und die Position des Rades zu diesem Backen). Sind alle Räder von der Rückseite fertig bearbeitet, um 180° drehen (Ausrichtung wie auf deinem Bild) aber mit Innenbacken an der Hinterdrehung der Lauffläche spannen (bei guten Backen reichen 2mm). Auf rechtwinklige Spannung prüfen, mitlaufende Spitze gegen Rad drehen. Spurkranz, Lauffläche, Stirnseite ect in einer Aufspannung herstellen. Mitlaufende Spitze zurückfahren und Zentrum planen, Zentrierbohren und Achsaufnahme herstellen. Maße abhängig von Achse, geplanter Fügeart. Da alles in einer Aufspannung erfolgt hast du keinerlei Höhenschlag. Bohrung für Kuppelzapfen wird auf der Fräsmachine mit entsprechender Vorrichtung, die unabhängig vom Rad auf dem Frästisch gespannt ist, hergestellt.

    Volker

  • Hallo,

    danke Euch erst mal für die Hilfe.
    Das mit dem Hinterdrehen auf der Innenseite hab ich mir auch überlegt, geht aber so erst mal nicht, da die Spitzen vom Gegengewicht genau auf die Backen treffen. Ich schau mal ob ich das ggf. mit weichen Backen lösen kann, die ich dann entsprechend anpassen kann.

    Andi

    -->hauptsache genügend Kohle - auch wenn sie aus der Steckdose kommt.<--

  • Hallo Andi,

    in solchen Fällen drehe ich das Futter so in Position dass 2 Backen bei etwa 4 Uhr/ 8 Uhr stehen. Darauf lege ich eine passende Paralellunterlage dass, in deinem Fall das Gegengewicht, an der zweiten Stufe der Spannbacken nicht gegenstößt. Bei 12 Uhr halte ich eine weitere Parallelunterlage fest und drücke das zu spannende Rad/Bauteil dagegen. Futter anziehen. Paralellunterlagen seitlich herausdrücken, dürfen auf keinem Fall beim Drehen im Futter stecken!!!, Futter noch mal nachspannen und Rundlauf des Rades prüfen. Auch am Rohling reichen 3-4mm zum Spannen. Unbedingt scharfe, werkstoffgeeignete Drehstähle verwenden. Z.B. HM-Wendeplatten CCMT060202 bzw. passende Größe für deine Drehe, Schnitteschwindigkeit etwa 200m/min.

    Volker

  • Hallo

    Besonders die harte Gußhaut und der zu Beginn unterbrochene Schnitt ist tödlich für Hartmetallwekzeuge. HSS lässt sich zwar Nachschleifen, ist dafür aber um so schneller stumpf.

    Wenn genügend Material zur Verfügung steht, hilft es, die Gußhaut vor dem Aufspannen händisch mit einem Schleifkörper oder der Flex zu entfernen. Das ist ebenfalls bei Teilen notwendig, die im Brennzuschnitt gefertigt worden sind. Hier hilft es, diese Schicht als Zugabe bei der Bestellung aufzuschlagen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas

  • Hallo Volker,

    ich hab's probiert. Das geht mit den Backen nicht. Da hab ich noch max. 2mm Spannfläche - das ist mir zu wenig. Deswegen ja der Gedanke mit den weichen Backen, da kann ich die 2. Stufe einfach weg lassen, dann hab ich die ganze Lauffläche zum Spannen.

    Andi

    -->hauptsache genügend Kohle - auch wenn sie aus der Steckdose kommt.<--

  • Hallo Andi

    Weshalb der Aufwand mit den weichen Backen, wenn es auch einfacher geht? Gerds Tipp funktioniert wunderbar. Falls du dir nicht genau vorstellen kannst, wie er es gemacht hat, gibt's von mir noch ein Bild mit etwas Text dazu.

    Zuerst mit der Vorderseite/Sichtseite des Rades zum Drehstahl hin ins Dreibackenfutter oder besser Planscheibe (Vierbacken mit einzeln verstellbaren Backen). Dabei darauf achten, dass das Rad nicht eiert. Hier reicht die optische Ausrichtung. Da viele Flächen noch bearbeitet werden, habe ich mich beim Ausrichten auf die unbearbeiteten Flächen konzentriert. Weshalb? Wo keine Bearbeitung stattfindet, wird es auf ewig optisch eiern, wenn man das nicht ausrichtet.

    Die Nabe wird auf der Vorderseite nur ganz leicht plangedreht, damit die schönen Gussradien erhalten bleiben und gleichtzeitig später sauber gespannt werden kann. In Youtube-Videos sieht man immer wieder, dass die Nabe auf der Vorderseite bis zu den Speichen abgedreht wird. Sieht meiner Meinung nach schrecklich und überhaupt nicht vorbildgetreu aus. Den Radreifen auch leicht plandrehen (weshalb kommt gleich) und im Bereich des späteren Spurkranzes edit: der Lauffläche leicht überdrehen. Anschließend kann die Achsbohrung hergestellt werden. Danach umspannen mit der Rückseite zum Drehstahl hin. Wir haben ja in der ersten Aufspannung den Radreifen leicht plangedreht und auch überdreht, weshalb dieser jetzt zur Ausrichtung genutzt werden kann. Jetzt wird die Rückseite vom Rad an der Nabe auf Dicke plangedreht. Und jetzt kommt das Rad in den Aufspanndorn.

    Was man auf dem Bild nicht sieht, ist der Dorn, ist aber kein Hexenwerk. Das ist einfach ein abgedrehtes Stück Rundmaterial (möglichst mit Außendurchmesser der Nabe vom Rad) mit stirnseitiger Gewindebohrung. Durchmesser Wellenabsatz = Bohrungsdurchmesser Achsbohrung. Mit der im Bild sichtbaren Mutter wird das Rad gegen den Wellenabsatz festgezogen. Wenn man es mit der Zustellung nicht übertreibt, reicht die Reibung zwischen Rad und Aufspanndorn vollkommen aus. Vorteil bei der Methode ist, dass du alle Flächen am Radreifen bearbeiten und messen kannst.

    Viele Grüße

    Janosch

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    Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt (Gotthold Ephraim Lessing)

    Einmal editiert, zuletzt von Janosch (29. April 2025 um 10:36)

  • Hallo zusammen,

    bei sehr unrunden Rohlingen schafft meine relativ kleine Drehe es nicht, die Gusshaut in einem Durchgang zu entfernen. Das habe ich dann schon mal mit einem Schruppfräser auf dem Rundtisch der Fräse erledigt.

    Dann ähnlich wie Volker beschrieben hat das Rad auf der Drehe weiter bearbeitet. Radlauffläche und Spurkranz drehe ich zunächst nur grob vor. Nach dem Aufziehen der Räder auf die Achse wird der komplette Radsatz zwischen den Spitzen gespannt und die Enbearbeitung von Radlauffläche und Spurkranz vorgenommen. Das garantiert einen absoluten Rundlauf.

    Viele Grüße, Winfried

    Ich fahre auf Spur 7 (Regelspur) oder auf Spur 5 mit der Feld- und Waldbahn

  • Moin!
    Hier ein paar Bilder vom Abdrehen meiner V20-Räder.
    Eindrehen der Öffnung für die Spannbuchse (Taperbuchse). Vorher kontrollieren ob die Gußnabe zentrisch läuft. Hier hab ich vorher den Spurkranz vorbearbeitet um einen festen Sitz zu erhalten.

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    Anschließend Spannbuchse/Spannsatz endgültig einsetzen und eine Hilfswelle einspannen, so daß Sie aus beiden Seiten herausragt:
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    Nun kann das Rad beidseitig eingespannt und bearbeitet werden. Ein Spannzangensatz ist hier genauer als ein Backenfutter. Abschließend wird die Spannbuchse/Spannsatz gelöst, Welle entfernt und das Rad mit der Spannbuchse auf die Achse montiert:
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    Bei anderen Rädern hab ich auch Spreizdorne wie Diese erfolgreich angewendet.

    Gruß Gerd

    V20, pr. AT1, würt. Kittel DTW, (Ur-) galloping Goose

  • eine Frage: Wie verbindest Du die Spreizdorne mit der Achse?

    Moin Joachim!
    Die Spreizdorne werden in die Achsbohrung des Rad´s eingefügt und angezogen (aufgespreizt). Dann sitzen Die wie ein Stück Achse im Rad und können in die Drehe eingespannt werden.

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    Hier zur Demo ein Rad eingespannt. Mit der Schraube in der Mitte läßt sich der Dorn aufspreizen und so fest mit dem Rad verbinden.
    Gruß Gerd

    V20, pr. AT1, würt. Kittel DTW, (Ur-) galloping Goose